Eigentlich wollte ich heute ein Rezept zu einem Pizzaboden posten, den man auch ganz wunderbar backen kann, wenn man keine Hefe bekommen hat. Aber dann bin ich heute Morgen über den #CoronaEltern gestolpert.
Ich finde es wunderbar, dass es jetzt einen Namen gibt, der auf uns Eltern in der Krise aufmerksam macht. Denn gefühlt sind wir und unsere Kinder vergessen worden. Dabei hat es große Auswirkungen für nahezu alle, wenn die Kinder zu Hause bleiben. Nicht nur auf die Eltern.
Ich möchte ein paar meiner Gedanken zum Thema mit euch teilen und so einen weiteren Blickwinkel geben. Wissenschaftlich unfundiert und völlig subjektiv.
#CoronaEltern macht auf die Probleme der Eltern in der Krise aufmerksam. Und die sind so vielfältig, wie die Betroffenen selbst. Auch wenn wir alle Eltern sind und alle das Beste für unsere Kinder wollen, so ist das Beste für jedes Kind etwas anderes.
Die einen Eltern sind – warum auch immer – sowieso zu Hause und genießen es, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Andere Eltern haben vorerkrankte Kinder und haben bei dem Gedanken, dass die Schule wieder los geht, starke Bauchschmerzen. Manche müssen trotz der Kitaschließung arbeiten gehen und wissen nicht, was sie mit den Kindern nun tun sollen. Haben vielleicht Verdienstausfälle und große Existenzangst. Wieder andere stoßen an ihre Grenzen während sie gleichzeitig Kinder bespaßen und das Meeting im Home-Office rocken sollen. Und ganz nebenbei machen sich wahrscheinlich alle Eltern Sorgen darum, wie unsere Kinder die Situation erleben und wie sie damit klar kommen.
Wird die Corona-Krise unsere Kinder verändern? Wie wirkt es sich aus, dass sie ihre Freunde nicht sehen können? Bringt es nachteile für die Zukunft, dass nun so viel Unterricht verloren geht?
Bei uns persönlich ist die Situation sehr angespannt. Die Kinder fanden die Situation am Anfang spannend und freuten sich darauf, zur Cousine meines Mannes zu dürfen. Aber dann kam der 4. Geburtstag. Den mussten sie alleine feiern. Wir gaben unser Bestes ihnen einen schönen Tag zu bereiten. Aber es gab keinen Besuch, keinen Ausflug… Da waren sie sehr traurig. Mittlerweile fragen sie sehr oft nach ihrer Tagesmutter und beschweren sich, dass sie „schon wieder wo anders hin“ müssen. Es gibt einfach keinen Rhytmus, keine Regelmäßigkeiten, nichts worauf sich die Kinder einstellen können. Und das zehrt an den jungen Nerven.
So klein wie sie sind, können sie mit dieser beängstigenden Situation, mit ihrer Wut und der Enttäuschung noch nicht sehr gut umgehen. Wutanfälle, Heulkrämpfe und vermehrte Streitigkeiten sind die Folge, welche wiederrum an meinen eh schon strapazierten Nerven zehren.
Mein Mann und ich arbeiten beide in kleinen Familienbetrieben. Home-Office nicht möglich. Keine Kollegen die unsere Arbeit übernehmen könnten. Wenn wir ausfallen um die Kinder zu betreuuen, liegt der Geschäftsbetrieb brach.
Bis jetzt, haben wir die Betreuung mit Familie und Freunden abgedeckt bekommen. Für Montag haben wir noch keine Lösung gefunden. Wir hoffen stark auf die Notbetreuung die ausgeweitet wurde. Der Antrag ist gestellt. Aber auch hier befinden sich alle auf Neuland und niemand weiß so genau, wie das alles läuft. Es wird um Verständnis gebeten und darauf hingewiesen, dass die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen wird.
Ich habe wirklich viel Verständnis und für kein Geld der Welt möchte ich mit den Politikern, die gerade all die viel diskutierten Entscheidungen treffen müssen, tauschen. Eine perfekte „Lösung“ gibt es nicht. Es wird immer jemanden geben, der unverhältnismäßig viele Beeinträchtigungen hinnemen muss.
Was mich aber stört ist, dass sehr viel über die Wirtschaft gesprochen wird. Dass bewusst Risiken eingegangen werden, um die Wirtschaft zu retten. Aber wir Eltern sind immer nur eine Randnotiz und werden dabei viel zu pauschal betrachtet.
Natürlich ist die Wirtschaft wichtig. Wir können unser Land nicht einfach gegen die Wand fahren lassen. Aber sind wir Eltern denn nicht Teil der Wirtschaft? Was bringt es einem Ladenbesitzer, wenn er wieder öffnen dürfte, ihm aber die Arbeitnehmer fehlen weil diese ihre Kinder betreuen müssen? Was bringt es der Wirtschaft, wenn Eltern ihre Miete nicht mehr bezahlen können, weil sie durch die Kinderbetreuung finanzielle Einbusen haben?
Aber auch, wenn über die Eltern gesprochen wird, habe ich nicht das Gefühl, dass in vollem Umfang verstanden wurde, vor welchen Problemen wir Eltern stehen. In den letzten Tagen ließt man immer wieder von der „übermäßigen Belastung“ der Eltern. Das klingt immer ein wenig danach, dass die Eltern überlastet sind, weil sie mal selbst auf ihre Kinder aufpassen sollen. So ist es ganz und gar nicht.
Würde mir mein Chef sagen: „Bleib zu Hause, kümmere dich um deine Kinder. Dein Job ist sicher und dein Gehalt zahle ich dir auch weiter. Immerhin hast du ja finanzielle Verpflichtungen denen du nachkommen musst. Komm einfach wieder, wenn deine Kinder wieder zur Tagesmutter dürfen.“ wäre ich sehr glücklich. Dann wären viele meiner Sorgen verschwunden und ich würde die Zeit mit meinen Kindern voll und ganz genießen. Wir würden den Garten ausnutzen, basteln, spielen, kuscheln, Bücher lesen, spazieren gehen… So wird es ziemlich sicher nicht nur mir gehen.
Dass mein Chef das nicht machen kann, ist mir vollkommen klar. Was ich damit aber sagen möchte ist: Es handelt sich nicht um eine Belastung der Eltern. Es handelt sich um eine existenzbedrohende Katastrophe. Und: es ist Zeit für Lösungen. Für deutlich individuellere Lösungen als bisher. Für Lösungen die tragbar sind. Und zwar nicht nur für ein paar Wochen. Denn langsam sollte es allen klar sein: Corona hat nicht vor uns so schnell wieder zu verlassen.
Ich kann den 14-Tage-Entscheidungsrhythmus ja irgendwie nachvollziehen. Aber ein ungefährer Fahrplan wäre wichtig für alle Eltern, unsere Kinder und angesichts dessen, dass das Virus in 14 Tagen nicht verschwunden sein wird und wir uns auf ein Leben mit dem Virus einstellen müssen, sicher sinnvoll und machbar.
Außerdem sollte man sich die Zeit nehmen um differenzierte Regelungen zu erstellen. Dass Schulen und Kitas nicht von heute auf morgen wieder öffnen können und alles ist wie zuvor, dürfte jedem klar sein. Aber was ist mit den Tageseltern? Es gibt viele Tageseltern die nur die Kinder einer einzelnen Familie betreuuen und selbst nicht der Risikogruppe angehören. Warum dürfen die nicht wieder betreuen? Meine Kinder z.b. sind die einzigen Kinder bei unserer Tagesmutter. Durch das Betreuungsverbot hatten sie in den letzten 6 Wochen 5 Mal so viel Sozialkontakte als sie gehabt hätten, wenn sie zur Tagesmutter gegangen wären. Nicht gerade Sinn und Zweck der Sache, oder?
Ihr lieben #CoronaEltern da draußen: Wie geht es euch und euren Kids? Teilt eure Geschichte hier oder unter dem # und macht auf die Vielseitigkeit unserer schwierigen Situation aufmerksam.
Und am Ende möchte ich euch noch ein paar Worte aus meinem Lieblingslied von Nena mit auf den Weg geben:
„Wie dunkel es auch werden mag, es wird immer wieder Tag!“
In diesem Sinne: bleibt gesund, bleibt fröhlich, bleibt optimistisch!
Euer Allesweib