Ja, ich gebe zu, mir selbst fällt auch auf, dass es immer mehr Hundehalter gibt, die eigentlich keine Ahnung von ihrem Hund haben. Oder zumindest nicht von deren Körpersprache und von der Erziehung.
Die Meisten haben ein Bild im Kopf, wie ihr Hund sein soll und gehen davon aus, dass dieses Bild die Realität ist. Und damit dieses Bild nicht bröckelt, werden Reaktionen und Anzeichen völlig missgedeutet. Aufregung wird zu Freude umformuliert, aus Warnsignalen wird „er will nur spielen“ und Übergriffigkeiten werden als Liebesbeweise gedeutet.
Da wundert es kaum, dass die – subjektiv empfundene – Zahl der Hunde mit Verhaltensauffälligkeiten immer weiter zunimmt. Würde dieses auffällige Verhalten der Hunde nur die eigenen Halter stören bzw. anstrengen, würde ich mit ein wenig Schadenfreude sagen: „Selbst schuld“
Allerdings gehen diese Problemhunde oder besser gesagt diese Problemhundehalter uns alle an. Spätestens wenn jemand den Hund streicheln will und der Halter seinen Hund wiedereinmal falsch einschätzt. Auf das „Sicher, der ist lieb. Der tut nichts“ vom Halter kann dann schnell ein warnender Schnapper oder gar ein Biss folgen. Ein nicht bzw. falsch erzogener und nicht richtig eingeschätzter Hund stellt immer eine Gefahr für seine Umgebung dar. Auch, wenn der Hund bereits 10 Jahre alt ist und noch nie etwas getan hat. Es kann immer ein erstes Mal geben.
Klar, das kann bei einem wohlerzogenen Hund auch passieren. Wenn der Hundehalter die Körpersprache seines Hundes aber lesen kann, ist die Gefahr dazu aber deutlich geringer. Denn kaum ein Hund beißt zu ohne vorher zu warnen. Ein guter Hundehalter erkennt das und kann rechtzeitig eingreifen.
In Anbetracht dessen, dass immer weniger Menschen ihre Hunde im Griff haben und die Rücksichtnahme unter den Hundehaltern immer weniger wird kann ich all die Leute verstehen, die Hunde und ihre Menschen nicht mögen. Auch ich bin genervt, wenn ich im Sommer unsere Gassirunde nur noch mit Gasmaske gehen kann weil die nicht eingesammelten Haufen die Luft verpesten. Oder wenn mich meine Jungs fragen, ob die liegengelassenen Plastiktüten auf der Wiese wachsen. Unangeleinte Hunde die ohne Umwege auf uns zukommen und die Diskussionen mit den dazugehörenden Menschen die auf die Bitte „nehmen Sie ihren Hunde bitte zu sich“ nur mit „der tut nichts“ reagieren, finde ich nicht prickelnd.
Ich kann auch den Vater verstehen, dem wir heute begegnet sind:
Am Ende unserer Gassirunde befindet sich ein Spielplatz den unsere Jungs lieben. Daher halten wir dort immer an. Während mein Mann mit den Jungs auf dem Spielplatz tobt, bleibe ich mit den Hunden abseits stehen. Wir sind immerhin schon eine gute Stunde gelaufen, die Hunde sind müde und haben sich bereits erleichtert. Dennoch finde ich, dass sie auf einem Spielplatz mit rennenden und lärmenden Kindern nichts zu suchen haben. Es könnte viel zu schnell gefährliche Missverständnisse geben. Offensichtlich war das einem Vater dennoch nicht genügend Rücksicht. Denn er äußerte sich zu seiner Frau sehr ärgerlich darüber, dass ich mit den Hunden dort stand. Ich fand das etwas schade. Er hätte mich gerne direkt ansprechen dürfen, dann hätten wir das direkt klären können. So übernahm ich den Part der Ansprache und rief ihm zu, dass meine Hunde bereits erleichtert sind und ich ja abseits stehe. Abgesehen davon wären meine Hunde froh, wenn man sie in Ruhe liese und würden dann auch nichts tun. Er entgegnete mir ein „Das sagen sie Alle“ sammelte sein Kind ein und verließ den Spielplatz.
Ja, ich muss ihm zustimmen. Das trifft das was ich oben schrieb ziemlich gut. Er wird sicher seine Erfahrungen gemacht haben und ich kann seine Vorsicht verstehen. Woher soll er auch wissen, welche Art Hundehalter gerade vor ihm steht. Also werden einfach alle Hunde(halter) unter Generalverdacht gestellt.
Aber: Nicht alle Hundehalter sind doof! Die meisten haben ihre Hunde unter Kontrolle und sagen ganz offen, wenn ihr Hund lieber keinen Kontakt zu Fremden haben möchte. (An der Stelle möchte ich jeden darum bitten, das dann auch zu akzeptieren. Ein Hund muss sich nicht immer von jedem anfassen lassen) Das Gemeine ist nur, dass die schlechten Beispiele die sind, die auffallen und im Gedächtnis bleiben.
Die „guten“ Hundehalter fallen eher dadurch auf, dass sie nicht auffallen. Im Restaurant werdet ihr ihre Hunde nur beim Kommen und Gehen bemerken, beim Spaziergang werdet ihr sie schnell wieder vergessen weil ihr ungehindert an ihren Hunden vorbei gehen könnt, ohne angebellt oder angesprungen zu werden und weil ihr keine Hinderlassenschaften von ihnen vorfinden werdet.
Bitte vergesst das nicht und gebt Hundehaltern die euch begegnen eine Chance auch als freundliche Menschen wahrgenommen zu werden 😉